Die Geschichte Südamerikas

Die Geschichte Südamerikas

Ein Kontinent zwischen Eroberung, Unabhängigkeit und Umbruch – mit Einblicken vom Südamerika-Experten Dieter Ruppert

Die Geschichte Südamerikas ist faszinierend, widersprüchlich und geprägt von großen Kulturen, brutalen Eroberungen, Freiheitskämpfen und politischen Umbrüchen. Gemeinsam mit dem Südamerika-Reisespezialisten Dieter Ruppert werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Meilensteine dieses geschichtsträchtigen Kontinents.

Bis 1492 – Frühgeschichte und erste Besiedlung

Die weitverbreitete Annahme, Christoph Kolumbus habe Amerika im Jahr 1492 „entdeckt“, ist historisch unzutreffend. Südamerika war schon lange zuvor bewohnt. Die ersten Menschen erreichten den Kontinent vermutlich vor rund 12.000 Jahren, möglicherweise über Polynesien oder – laut Funden der brasilianischen Archäologin Niède Guidon in der Serra da Capivara – sogar vor 25.000 Jahren von Westafrika aus.

Auch Leif Eriksson, ein Wikinger, gilt um das Jahr 1000 als einer der ersten Europäer, die amerikanischen Boden betraten – lange vor Kolumbus. Dass Kolumbus dennoch als „Entdecker“ in die Geschichte einging, ist nicht zuletzt der zeitgleichen Erfindung des Buchdrucks zu verdanken, die seine Reisen schnell bekannt machte.

Die Zeit vor der Ankunft der Europäer wird als präkolumbisch bezeichnet – und war keineswegs geschichtslos. Besonders prägend: das mächtige Inkareich, das sich zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert von Ecuador bis Nordchile und Nordargentinien erstreckte. Zentrum war Cusco, die Hauptstadt der Inka und Ort des göttlichen Ursprungs gemäß ihrer Mythologie um den Sonnengott Inti.

Weitere Einblicke in diese Zeit gibt es unter:
👉 Die präkolumbische Zeit

 

1494 bis 1531 – Die Anfänge der Kolonialisierung

Im Jahr 1494 regelte der Vertrag von Tordesillas die Aufteilung der „neuen Welt“: Spanien erhielt die westlich, Portugal die östlich gelegenen Gebiete – mit maßgeblicher Unterstützung des Papstes.

1499 betrat Alonso de Ojeda als erster Konquistador venezolanischen Boden und begann mit der Versklavung indigener Gruppen.

1500 „versegelte“ sich der Portugiese Pedro Alvares Cabral auf dem Weg nach Indien und landete an der Küste des heutigen Brasilien, das vertraglich noch knapp im portugiesischen Einflussbereich lag. Amerigo Vespucci, der die Reise mitorganisierte, lieferte dem Freiburger Kartographen Waldseemüller später die Grundlage zur Benennung des Kontinents: America.

 

1531 bis 1824 – Die Eroberung des Inkareichs und der Weg zur Unabhängigkeit

1531 landete Francisco Pizarro mit einer kleinen Truppe im heutigen Nordperu. Das Inkareich war zu diesem Zeitpunkt durch eine Pockenepidemie und einen innerfamiliären Machtkampf zwischen Huascar und Atahualpa geschwächt. Pizarro nutzte die Situation aus, ließ Atahualpa gefangen nehmen und erst nach einem „Lösegeld“ in Gold hinrichten – ein Wendepunkt der südamerikanischen Geschichte.

Eine interessante literarische Fiktion dazu bietet Laurent Binets Roman „Eroberung“, der die Geschichte umkehrt: Was wäre, wenn Atahualpa Europa entdeckt hätte?

Die Grausamkeit der europäischen Expansion thematisiert auch der österreichische Autor Franzobel in „Die Eroberung Amerikas“, mit Fokus auf Hernando de Soto und seinen Feldzug in Florida und entlang des Mississippi.

In der Folge wurden die eroberten Gebiete in spanische Vizekönigreiche (Peru, Neugranada, Río de la Plata) sowie das portugiesische Brasilien aufgeteilt. Der Fokus lag auf der Ausbeutung natürlicher Ressourcen – insbesondere Gold, Silber, Kupfer und Zinn – sowie der Plantagenwirtschaft, etwa im Zuckerrohranbau. Dafür wurden Indigene versklavt, später auch afrikanische Sklaven importiert.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts in der Geschichte Südamerikas wuchs das Streben nach Unabhängigkeit. Führende Figuren der Befreiungsbewegung waren Simón Bolívar, José de San Martín und Bernardo O’Higgins. Am 9. Dezember 1824 brachte die Schlacht von Ayacucho in Peru das Ende der spanischen Kolonialherrschaft.

In Brasilien rief König Pedro I 1822 die Unabhängigkeit aus – friedlich unterstützt von seiner Frau Leopoldina von Österreich. Brasilien wurde zum Kaiserreich.

Die Geschichte Südamerikas

Ab 1824 – Instabile Staaten, Aufstände und Diktaturen

Trotz formeller Unabhängigkeit blieb die Lage vieler neuer Staaten instabil. Demokratische Strukturen setzten sich nur schleppend durch. In vielen Ländern wechselten in der Geschichte Südamerikas sich Diktaturen, Bürgerkriege und wirtschaftliche Krisen ab.

1888 schaffte Prinzessin Isabel in Brasilien offiziell die Sklaverei ab. Ein Jahr später wurde das Kaiserreich abgeschafft – Brasilien wurde Republik. Ein weiterer bedeutender Schritt in der Geschichte Südamerikas.

 

20. Jahrhundert – Guerilla, Militärputsche und Reformen

Ab den 1960er-Jahren wurden viele Länder von Guerilla-Gruppen, Militärdiktaturen und Repressionen erschüttert:

  • Che Guevara war Symbolfigur revolutionärer Bewegungen

  • In Peru agierte der Leuchtende Pfad

  • In Kolumbien kämpfte die FARC

  • In Chile stürzte 1973 Pinochet den demokratisch gewählten Allende

  • In Argentinien verschwanden Tausende Menschen spurlos – die Desaparecidos

Auch in Brasilien übernahm 1964 das Militär die Macht. Viele Intellektuelle und Künstler flohen ins Exil.

 

Ab 1982 – Demokratisierung und wirtschaftlicher Wandel

Nach der Niederlage im Falklandkrieg 1982 zog sich die argentinische Junta zurück. Auch in anderen Ländern kam es zu politischen Wendepunkten:

  • 1985: Rückkehr zur Demokratie in Brasilien

  • 1990: Rücktritt Pinochets in Chile

  • 1998: Beginn der Friedensverhandlungen mit der FARC in Kolumbien

 

21. Jahrhundert – Hoffnung, Fortschritt und Rückschläge

2003 gelang es dem brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, über 20 Millionen Menschen aus der Armut in die Mittelschicht zu führen. Er setzte auf Bildung, Sozialreformen und Schuldenabbau.

Nach dem Tod des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez im Jahr 2013 versank das Land in einer tiefen Krise. Die einseitige Abhängigkeit vom Öl führte bei Preisverfall zum wirtschaftlichen Zusammenbruch, einer massiven Verarmung der Mittelschicht und einer globalen Flüchtlingswelle.

Trotz teils stabiler Verhältnisse in vielen Regionen bleibt Südamerika geprägt von den Nachwirkungen der Kolonialzeit in der Geschichte Südamerikas. Indigene Gruppen kämpfen nach wie vor für ihre Rechte – sichtbar etwa in den Auseinandersetzungen unter Bolsonaro in Brasilien.

Literatur-Tipps zur Geschichte Südamerikas:

Geo Epoche: „Maya Inka Azteken, die altamerikanischen Reiche“ und Südamerika – Geschichte eines Kontinents“

Thienemann – Edition Erdmann: „Die reiche Fracht des Pedro Álvares Cabral, seine Indische Fahrt und Entdeckung Brasiliens“

Eduardo Galeano: „Die offenen Adern Lateinamerikas – die Geschichte eines Kontinents“

Robert und Evamaria Grün: „Die Eroberung von Perú – Pizarro und andere Conquistadoren 1526-1712“

Javier Moro: „Herrscher der Tropen“ Roman über den Weg Brasiliens in die Unabhängigkeit

Franzobel: „Die Eroberung Amerikas“ Fiktiver Roman, der vor Allem die Brutalität der Konquistadoren ins Visier nimmt.

Laurent Binet: „Eroberung“ – Roman, eine fiktive Geschichte wenn der letzte Inka-Kaiser Atahualpa Europa entdeckt und erobert hätte……

Natürlich findet man bei nahezu Allen Reisen nach Amerika geschichtliche Themen. Hervorheben möchte ich jedoch die

Ich habe versucht in diesen Beitrag einigermaßen politisch tendenzfrei zu gestalten. Es scheint aber dass dies in letzter Konsequenz nicht möglich ist. Auch ist es mir nur zum Teil gelungen alle wichtigen Eckdaten hier unterzubringen. 

Südamerikareisen: Dieter Ruppert in Südamerika an der Küste

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