Soweit ich mich erinnere, war es 1996, als ich zum ersten Mal vom Oktoberfest in Brasilien hörte.
Eine Musikantengruppe, die sich „Unterbrunner-Haderlumpen“ nannte, wollte eine Brasilien-Reise organisiert haben und unter anderem auf dem Oktoberfest in Blumenau, Santa Catarina, auftreten. Nachdem das brasilianische Konsulat das Visum mit den Worten „Vista para Banda de Música Unterbrunner-Haderlumpen“ erteilt hatte, konnte die Reise losgehen.
Heute ist das Oktoberfest in Blumenau, Brasilien, eines der größten und bekanntesten Volksfeste in Lateinamerika. Es wurde 1984 ins Leben gerufen, um den Wiederaufbau nach einer großen Überschwemmung zu finanzieren. Gefeiert werden die deutsche Kultur und die Traditionen einer Region, die deutsche Einwanderer geprägt haben. Seither hat sich das Fest zu einem Ereignis mit nationaler und internationaler Anerkennung entwickelt und zieht etwa zwei Millionen Besucher aus Brasilien und anderen Ländern an. Es ist das zweitgrößte Oktoberfest der Welt (nach München) – und zugleich das zweitgrößte Vergnügungsereignis Brasiliens (nach dem Karneval).
Geschichte und Ursprung
Blumenau liegt im Bundesstaat Santa Catarina, einer Region, die im späten 19. Jahrhundert eine große Welle deutscher Einwanderer erlebte. Die ersten deutschen Siedler kamen bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, vor allem aus Baden und dem Rheinland. Sie brachten Sprache, Kultur, Sitten und Bräuche mit – bis heute im Alltagsleben präsent. Schon früh organisierten Einwanderer lokale Oktoberfeste, um ihre Gemeinschaft zu stärken und ihre Traditionen zu bewahren, bevor das Fest 1984 zum offiziellen Stadtfest Blumenaus wurde.
Anlass und Programm
Das Oktoberfest in Blumenau dauert in der Regel rund 18 Tage und bietet ein Programm aus Musik, Tanz, Trachten, Paraden und mehr. Höhepunkte sind die Eröffnungs- und Abschlusszeremonien. Es beginnt meist eine Woche nach dem Münchner Oktoberfest, um nicht mit diesem zu konkurrieren.
Das Programm ist vielfältig und für jedes Alter geeignet. Auf den Hauptbühnen spielen deutsche Blaskapellen, lokale Gruppen und internationale Künstler. Traditionelle Tänze wie der Schuhplattler und Volkstänze der deutschen Gemeinschaft werden häufig aufgeführt. In den Straßen ziehen große Paraden vorbei – mit Menschen in Tracht, mit Dirndl und Lederhosen. Wettbewerbe und Spiele wie das Bierkrugstemmen sorgen für Stimmung. Im Erscheinungsbild ähnelt das Fest insgesamt stark dem Münchner Vorbild.
Gastronomie und Trachten
Ein Herzstück des Oktoberfests in Blumenau ist die Küche. Serviert werden typische deutsche Spezialitäten: Bratwurst, Sauerkraut, Brezeln, Schweinshaxen, Wurstwaren – und dazu eine große Auswahl an Bier nach deutschem Vorbild. Die Stände sind liebevoll gestaltet und verbreiten deutsches Flair. Daneben stehen brasilianische Klassiker wie Feijoada auf den Karten, und eine gute Caipirinha darf ebenfalls nicht fehlen.
Trachten gehören dazu. Viele Besucher tragen traditionelle Gewänder und verstärken so die Feststimmung. Tracht tragen auch die Teilnehmer und Tänzer, die bei Paraden und Aufführungen die deutschen Wurzeln lebendig halten. Dirndl und Lederhosen stiften Gemeinschaftsgefühl und Authentizität.
Migration aus Deutschland und anderen Ländern
Die deutsche Einwanderung nach Santa Catarina, besonders nach Blumenau, begann im frühen 19. Jahrhundert. Viele kamen aus Baden, dem Rheinland und der Pfalz – aus wirtschaftlicher Not und wegen politischer Konflikte. Sie brachten Sprache, Handwerk und Bräuche mit, die das kulturelle Erbe der Region bis heute prägen. Vermutlich leben in Brasilien über eine Million Menschen mit Deutsch als Muttersprache. Neben Deutschen ließen sich auch viele Italiener in Santa Catarina nieder, vor allem aus Norditalien wie Venedig und dem Trentino, und hinterließen deutliche Spuren.
Santa Catarina ist heute eine kulturelle Schatzkammer der Einwanderungsgeschichten. Die Küche vereint deutsche, italienische und andere europäische Traditionen. Das spiegelt sich im Festprogramm des Oktoberfests: in italienisch-deutscher Musik, in Spezialitäten beider Länder, in Tänzen und Trachten.
Der Bundesstaat Santa Catarina im Süden Brasiliens ist bekannt für hohe Lebensqualität, wirtschaftliche Stärke und kulturelle Vielfalt. Industrie, Landwirtschaft und Tourismus tragen die Wirtschaft. Besonders die Küstenregionen, auch Blumenau, locken viele Touristen an, die deutsche Kultur und schöne Strände erleben möchten.
Kulturelle Einflüsse und regionale Besonderheiten
In Santa Catarina sind deutsche, italienische, portugiesische, indigene und afrikanische Einflüsse sichtbar. Diese Mischung schafft Vielfalt in Sprache, Architektur, Festen und Küche. Zahlreiche Feiern – das Oktoberfest in Blumenau, ein Polka-Festival oder das Festa do Divino – zelebrieren diese Identität.
Tourismus und Naturlandschaften
Santa Catarina bietet eine große Vielfalt an Landschaften. Der atlantische Regenwald, Strände wie Joaquina, Balneário Camboriú oder Praia do Rosa und die Berge der Serra do Tabuleiro ziehen Besucher an. Aktive Urlauber kommen beim Surfen, Wandern, Paragliding und anderen Outdoor-Sportarten auf ihre Kosten.
Zu guter Letzt sei erwähnt, dass Brasilien einen der größten Pro-Kopf-Bierverbrauch der Welt hat – und die Heimat einer der größten Brauereien der Welt ist: Brahma (Brauhaus Maier).
… und dass die Tournee der Unterbrunner-Haderlumpen ein voller Erfolg war – und ich mit der Gruppe noch heute in freundschaftlichem Kontakt stehe, um über dieses besondere Ereignis nostalgisch zu plaudern.
Links:
Wikipedia Oktoberfest in Blumenau
Reise nach Blumenau in Brasilien buchen beim Reisespezialisten RuppertBrasil
