Venezuela und die Welser 1528 – 1546

Venezuela und die Welser -Klein-Venedig - die einzige deutsche Kolonie in Südamerika

Venezuela und die Welser 1528-1546

Kleinvenedig die einzige deutsche Kolonie in Südamerika

 

 

Ein Deal mit dem spanischen Kaiser Karl V. ermöglichte es der Augsburger/Nürnberger Patrizierfamilie der Welser im Jahr 1528 das Gebiet von Venezuela als Lehensgebiet zu kolonisieren. Eine der Bedingungen war die Gründung von 2 Städten; Neu-Augsburg (heute Coro) und Neu-Nürnberg (heute Maracaibo). Vermutlich gab der Entdecker und Kartograph Amerigo Vespucci Venezuela den Namen, weil ihn Pfahlbauten an Venedig erinnerten. Folgerichtig wurde bei den Welser aus der Kolonie dann „Kleinvenedig“

Ein kleines Söldnerheer unter Führung von dem deutschen Eroberer Ambrosius Dalfinger, Philipp von Hutten, und Nikolaus Federmann begann im Jahr 1529 ihre Expedition mit dem dominanten Ziel Gold- und andere Silbermetalle zu finden.

Dieses Vorhaben war jedoch von zahlreichen Konflikten mit der indigenen Bevölkerung geprägt. Es kam zu zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen und Aufständen, vor Allem mit den Stämmen der Kumanas und Mariches.  Logistische Probleme kamen hinzu.

Trotz aller Schwierigkeiten gelang es den Welsern einzelne Siedlungen zu errichten und Handelsbeziehungen aufzubauen. Sie legten den Grundstein für die spätere europäische Besiedlung und wirtschaftliche Nutzung Venezuelas.

Hiervon konnten die Welser jedoch nicht profitieren. Vermutlich waren finanzielle Probleme der Grund, dass die Welser bereits 1546 die Mission abbrachen und die Kolonie an die spanische Krone zurückgaben.

Es war das erste und das letzte Mal, dass ein Gebiet in Amerika in deutscher Hand war.

Soweit ein Kurzabriss der Geschichte der Welser in Kleinvenezuela. Die Episode wirft jedoch einige Fragen auf, deren Hintergründe es wert sind, sie näher zu betrachten.

  1. Wie genau war der Deal zwischen Karl V. und den Welsern?     Nun Karl V besaß zwar ein Reich, in dem „niemals die Sonne untergeht“ jedoch 1528 war er wieder einmal „klamm“ ihn drückten die Schulden bei den beiden Augsburger Patrizier Familien Fugger und Welser. Er war des lästigen Abstotterns leid also verpfändete er Venezuela an das Bankhaus der Welser. (Aus heutiger Sicht stellt sich hierbei auch noch die Frage, wie man damals pflegte mit fremdem Eigentum umzugehen.)

 

  1. Was wollten sie tatsächlich in Venezuela? Gold! Das war ihnen am Anfang der Mission noch nicht so richtig bewusst. Jedoch als sie mitbekamen, mit welchen Schätzen die spanischen Konquistadoren aus Mexico und Perú heimkehrten, hatten sie Lunte gerochen. Die Welser begannen als erste die Suche nach dem legendärem El Dorado!

 

  1. Welche Mittel setzten die Welser bei Ihrer Venezuela – Expedition ein? Äußerst brutale!   Das schwerbewaffnete Expeditions-Corps unter Führung von Leuten wie Nikolaus Feldmann, Ambrosius Dalfinger oder Georg Hohermut zählte zu den brutalsten Eroberern überhaupt, bei der indigenen Bevölkerung gleichermaßen verhasst wie die Spanier. Allerdings verloren einige der Expeditionsführer währen der Kämpfe mit der indigenen Bevölkerung auch ihr Leben, wie z.B. Ferdinand von Hutten.

 

  1. War die Unternehmung der Welser erfolgreich?                                                                                           Nein! Das Gegenteil war der Fall! Trotz aller Strapazen und Anstrengungen fand man keine nennenswerten Mengen an Edelmetallen, geschweige denn, das legendäre El Dorado. Schließlich gerieten die Welser selbst in eine finanzielle Schieflage und ließen ihre Stadtgründungen, Coro und Maracaibo verkommen. Dies wiederum führte zu Aufständen der indigenen Urbevölkerung gegen die spanischen Siedler und zur Verarmung sowohl der Indios als auch der Siedler. Schließlich beendete Karl der V. persönlich die Unternehmung und wies die Welser wegen              “Nichterfüllung des Vertrages“ außer Landes. Das Unternehmen der Welser – Familien war schließlich 1614 insolvent.                                                                                                                                                                                                                                                          

 

Zum Recherchieren empfehle ich zum Beispiel den Podcast des Bayerischen Rundfunks „Albtraum von El Dorado“. Hier schildert der Verfasser – Ulrich Zwack in unterhaltsamer Form wie Menschen wegen der Gier nach Gold blind werden: https://br.de/s/1rVUGot

 

Sehr interessant auch eine Betrachtung der renommierten Forscherin Giovana Montenegro; In einem Vortrag für die Uni Augsburg betrachtet sie den Einfluss des „Welser-Phantoms“ auf die deutsche Kolonial-Geschichte. Den Vortrag gibt´s auch auf Youtube:  https://www.youtube.com/watch?v=FF3wgZxUffI

Venezuela und die Welser
Südamerikareisen: Dieter Ruppert in Südamerika an der Küste

Kontakt

Ich würde mich freuen wenn Ihr Interesse geweckt habe und freue mich auf Kommentare, Berichtigungen oder Gespräche.